Aber von Anfang an:
Schon an der Haltestelle herrschte frostige Stimmung und das
lag nicht nur am Wetter. Als ich es wagte die Dame neben mir zu fragen, ob die
Bahn noch komme oder schon weg sei, wurde mir nur ein „sonst würden hier wohl
kaum so viele Leute stehen“ entgegengepfeffert – Ah ja! Danke vielmals! In der
Bahn dann weiter frostige Temperatur! Drei Leute rennen gleichzeitig auf einen
anvisierten freien Platz, bis sich der schnellste (oder stärkste) durchsetzen
kann! Ich erhasche dann an der nächsten Station einen freien Platz und lächle beim
Setzen dem Mann gegenüber freundlich zu. Keine Reaktion! Dann schaue ich mich
eine Zeit lang um und muss mich fragen: bin ich wirklich gerade im fröhlichen
Rheinland?! Da wo die Menschen das Herz auf der Zunge tragen? Was ich sonst so
gern hab?! Nö, wohl eher im Shuttlebus in die Hölle. Okay, ich übertreibe ein
wenig! Aber diese miese Stimmung und schlechte Energie war wirklich echt zu
spüren. Die Frau vom Miesepeter-Mann gegenüber fragte ihren Mann dann wann der
Weihnachtsmarkt aufmache. Da er die Antwort nicht wusste und wir ja quasi
Sitznachbarn waren antwortete ich ihr. Aber ihr Blick zu mir sprach förmlich: „wer
hat die gefragt?!“, ein kurzes Nicken und gleich wieder weggucken folgte. Was
um Himmels Willen war hier los?!
Ja und dann besaß ich doch tatsächlich noch die Frechheit
aussteigen zu wollen, das gefiel dem Herrn neben mir mal so ganz und gar nicht.
Zähneknirschend ließ er mich dann zum Glück doch noch durch. Puh! Angekommen! Beim
Aussteigen herrschte übrigens wieder ähnliches Drängeln und Stänkern wie beim
Einsteigen.
Am Hauptbahnhof wurde es dann aber nicht besser! Hier fällt
man ja regelrecht auf, wenn man sich nicht mindestens im Schnellschritt
fortbewegt, am besten ist wohl leichtes Rennen mit mieser Laune um in der Masse
nicht aufzufallen. Mal ehrlich, ist es so schlimm, Leute? Habt ihr es alle so
eilig? Warum?!Und an den Kampf an der Tür der S Bahn will ich gar nicht mehr zurückdenken! Doch dann… warte… war das tatsächlich ein Lächeln der Frau gegenüber auf dem Platz? Hach, wie schön! Wenigstens ein klitzekleines Trostpflaster.
Jedenfalls dachte ich das Wochenende dann viel über
Nächstenliebe und Freundlichkeit nach und wie anders und schön es doch wäre,
wenn man sich wirklich bemüht nett zueinander zu sein. Für unsere Lieben würden
wir durchs Feuer gehen, aber dem Mann oder der Frau in der Bahn schenke ich
noch nicht einmal ein Lächeln? Schon verrückt!
Ich jedenfalls möchte nicht so ein Griesgram sein. Deswegen
habe ich mir für diese Woche vorgenommen, noch mehr Lächeln zu verteilen und
Freundlichkeit und Nettigkeit zu versprühen.
Dazu habe ich ein tolles Gedicht gefunden, dass mich diese
Woche begleiten soll:
Kleine Wassertropfen,
kleine Sandkörnchen
kleine Sandkörnchen
bilden den mächtigen
Ozean
und das schönste Land.
Die kleinen Minuten,
so bescheiden sie auch sein mögen,
ergeben das mächtige Zeitalter der Ewigkeit.
Kleine freundliche Taten,
kleine Worte der Liebe
Die kleinen Minuten,
so bescheiden sie auch sein mögen,
ergeben das mächtige Zeitalter der Ewigkeit.
Kleine freundliche Taten,
kleine Worte der Liebe
machen aus unserer Erde
ein Paradies,
dem Himmel gleich.
dem Himmel gleich.
Julia A. Fletcher Carney (1823 - 1908),
englische Dichterin
In dem Sinne - seid lieb zueinander!
Om Shanti!
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