Der achtgliedrige Pfad oder: „the way to happiness”
Ein spannendes Thema, über das ich schon oft philosophiert habe! Aber zunächst zu den Anfängen: Die erste überlieferte schriftliche Fixierung erfolgte im Yogasutra von Patanjali, vermutlich aus der Zeit zwischen ca. 200 v. Chr .– 200 n. Chr.
Kurz gesagt sind die hier die acht Stufen des Yoga gemeint,
die es zu meistern gilt, um die
magische Verbindung zwischen dem menschlichen Leben, der Welt und dem Universum
zu erfahren oder auch: der Weg zur Erleuchtung. Für mich sind es Empfehlungen,
die wir in unserem täglichen Leben anwenden können und die uns helfen, ein bewussteres
und friedvolleres (und folglich zufriedeneres) Leben zu führen. Jeder dieser
acht Glieder besteht aus einer Reihe praktischer, konkreter und doch sehr
lebensnaher Vorgehens- und Verhaltensempfehlungen, die sich ergänzen und eine Einheit
bilden.
Zusammengefasst sind folgende acht Glieder gemeint:
1. YAMAS
– der Umgang mit der Umwelt
2. NIYAMAS
– der Umgang mit sich selbst
3. ASANAS
– der Umgang mit dem Körper
4. PRANAYAMA
– der Umgang mit dem Atem
5. PRATAYAHARA
– der Umgang mit den Sinnen
6. SAMYAMA
– der Umgang mit dem Geist
7. DHARANA
– Konzentration
8. DHYANA
– Meditation
9. SAMADHI
– das Höchste: die innere Freiheit – die Erleuchtung
Ich möchte gerne nacheinander jeweils ein Glied ein wenig
näher betrachten. Starten wir mit den YAMAS – den Umgang mit der Umwelt. Frei
nach dem Motto: wie man es in den Wald hineinschreit, schallt es wieder raus! Gemeint
ist hier der rücksichtsvolle und respektvolle Umgang mit allen Wesen dieser Welt.
Eben Yoga auch im Alltag zu leben.
Das erste Prinzip: AHIMSA – Gewaltlosigkeit
Keine Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten zuzulassen, sich
dem friedvollen Umgang mit allen Lebewesen täglich neu bewusst zu werden –
sowohl in Gedanken, Worten und Taten. Klar, hier liegt auch eine vegane
Ernährung nah oder ist die logische Konsequenz, auch wenn ich den kompletten Schritt
noch nicht geschafft habe. Aber ich erfreue mich an meinem bisherigen Erfolg: z.
B. bewusst und nachhaltig einzukaufen, tierische Lebensmittel stark
einzuschränken und täglich aufs Neue zu versuchen, meinen Mitmenschen mit Respekt,
Freundlichkeit und Liebe zu begegnen… in Gedanken, Worten und Taten (ganz schön
harte Nuss oft!).
Das zweite Prinzip: SATYA – Wahrheit
Aber auch: Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Treue und Loyalität.
Wobei es hier wohl zu Überschneidungen mit Ahimsa kommen kann. Deswegen ist es
manchmal oft besser zu schweigen. Nämlich dann, wenn die Wahrheit andere verletzen könnte und
zu keinerlei Veränderung führt. Ehrlichkeit bedeutet aber auch, sich
selbst nicht zu belügen, bewusst mit Worten umzugehen und zu seinen Fehlern zu
stehen.
Das dritte Prinzip: ASTEYA – Nichtstehlen
Gemeint ist zwar auch das allbekannte Stehlen im Supermarkt,
aber genauso sich nicht mit fremden Federn zu schmücken und geistiges Eigentum
anderer nicht als das eigene auszugeben. Weitreichender gedacht kann man hier sicher
auch ein „Zurückstecken für Andere“ meinen. Wenn wir z. B. nicht nur an uns
denken und bspw. mal einem Anderen das letzte Stück super leckeren Käsekuchen
überlassen.
Das vierte Prinzip: BRAHMACHARYA – Selbstbeherrschung
Ui! Jetzt wird’s brenzlig! Und schwierig… gemeint ist die Enthaltsamkeit.
Jetzt schreien wahrscheinlich viele auf, aber Momentchen mal! Für einen
Entsagten heißt Brahmacharya sicher die vollständige sexuelle Enthaltsamkeit, für
mich heißt es aber eher seinen Lebenswandel manchmal noch einmal zu überdenken –
auf jegliche Suchtmittel bezogen, den Geist so klar wie möglich zu halten, aber
sicher auch Treue in einer Partnerschaft oder als Single der bewusste Umgang
mit Sexualpartnern.
Das fünfte Prinzip: APARIGRAHA – Nichtannehmen von Geschenken
Und weiter geht der Aufschrei! J
Aber auch hier ist ein tieferer Blick durchaus spannend! „Parigraha“
ist das Begehren, die Gier, Objekte zu besitzen und sich ihrer zu erfreuen, „Aparigraha“
ist das Gegenteil: die Abwesenheit des Verlangens zu Besitzen.
Na klar, den neuen Wintermantel brauchte ich UNBEDINGT und
er hat mich doch so glücklich gemacht, aber manchmal lohnt es sich tatsächlich
sich noch einmal zu fragen: hab ich nicht doch genug davon? Entsteht durch das
Annehmen des Geschenks vielleicht doch irgendeine Verpflichtung, die ich nicht
möchte?
Und überhaupt: wer schon einmal länger als 4 Wochen
gereist ist und aus einem Rucksack leben musste, der weiß zu gut wie befreiend sich „Besitz
minimieren“ anfühlen kann…
Zusammengefasst klingt alles vielleicht (theoretisch) gar
nicht so schwer, in der Umsetzung erfordert es allerdings tägliche Disziplin.
Ich denke, wenn man die Yamas nicht als dogmatische Regeln ansieht, sondern sie
als Inspiration für das tägliche Leben sieht, kann ganz viel passieren.
Vielleicht nutzt ihr die einzelnen Yamas auch einmal als Intention für Eure
Yoga Praxis. Mich beflügelt es sehr!
Lokah samastah
sukhino bhavantu
Mögen alle Lebewesen
glücklich und frei sein.
Mögen meine Gedanken,
Worte und Taten dazu beitragen
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