Wenn es eine Haltung gibt, die meiner Meinung nach die Asana für einen schnellen
Energiekick ist, dann ist das wohl USTRASANA – die Kamelhaltung. Ich liebe sie.
Und das war nicht immer so, denn ich glaube – gerade zu Beginn der Yogapraxis –
hat man mit dem Kamel zu kämpfen und das ist auch gut so. Denn ich glaube, es
braucht diese Art von Prozess, um einiges mitzunehmen.
Fangen wir mal bei der Namensgebung an: das Kamel. Ich habe
ein wenig recherchiert, konnte aber nicht genau herausfinden, warum die Asana ausgerechnet
den Namen des großen Pflanzenfressers erhalten hat. Dafür aber eine Vermutung
und die gefiel mir ausgesprochen gut und passt, wie ich finde, wie die Faust
aufs Auge. Kamele sind sehr geduldige, ruhige und genügsame Tiere. Das müssen
sie wohl auch, denn oft leben sie in unfassbar heißen und trockenen Gegenden
und müssen – als wäre die Hitze nicht schon Meisterung genug – als Last- und Nutztier
dem Menschen ihre Dienste leisten. Diese Herausforderung meistern sie auf die
wohl entspannteste Art und Weise, mit Grazie und Ruhe dienen sie dem Menschen
und überleben seit vielen Tausenden von Jahren. Ich glaube, wenn sie sprechen
könnten, würden sie zufriedend nicken und auf die Frage „wie geht’s?“ ein
ruhiges und entspanntes „passt schon!“ antworten.
Was aber hat das mit
Ustrasana zu tun? Wer die Asana ein paar Mal geübt hat, der merkt schnell: mit
Nervosität und Hektik kommen wir nicht weit. Es geht um Spüren, Annehmen, Akzeptieren
und Loslassen. Wir müssen unsere Kraftreserven sparsam einsetzen, um es lange
auszuhalten und unser Ego hat hier in dieser Asana mal so gar kein Mitspracherecht
- Hingabe und Offenheit sind die Stichworte.
Ustrasana ist eine Rückbeuge. Wie bei fast allen Rückbeugen
wird der Brustkorb geöffnet, die Bauch- und Oberschenkelmuskeln gedehnt
und die Wirbelsäule, der natürlichen Form entgegen, gestreckt. Rückbeugen
heißen immer auch ein Stück Überwindung, schließlich richten wir uns sonst
immer nach vorne hin aus und alles was hinter uns ist, ist ungewiss, nicht
kontrollierbar und somit oft unangenehm und mit Ängsten versehen. Ist Gefahr in
Verzug, körperlich als auch emotional, schützen wir instinktiv das, was am verletzbarsten
ist, nämlich unseren Brust- und Bauchraum. In Rückbeugen sind es genau diese
Bereiche, die aber geöffnet und gedehnt werden – wir werden somit viel
angreifbarer und das müssen wir erst einmal akzeptieren. Diese Ängste zu
überwinden, lässt uns aber auch stärker werden und hilft universelles Vertrauen
zu schulen.
Und was machen Rückbeugen außerdem? Richtig, sie versehen
uns mit einer überdimensional großen Schubkarre voll an Energie. Ich liebe
dieses vibrierende Gefühl nach einer Rückbeugen Klasse.
Also – ab aufs ans Kamel. Hier die Anleitung:
Nehme einen Kniestand ein (um es ein wenig einfacher zu machen stelle die Zehen auf). Zwischen den Knien ist ein etwa faustdicker Abstand. Die inneren Oberschenkel ziehen sanft nach hinten, das Steißbein zieht nach unten und vorne. Die Gesäßmuskeln sind angespannt.
Einatmend ziehe den Oberkörper lang, ausatmend bringe abwechselnd beide Hände auf die Fersen, Finger zeigen nach hinten. Öffne dein Brustkorb, hebe das Brustbein an, ziehe den Bauchnabel sanft nach innen, die inneren Oberschenkel ziehen weiter sanft nach hinten, die äußeren Unterschenkel Richtung Boden. Drücke Schienbeine und Fußspann feste in den Boden. Als letztes lege den Kopf sanft zurück, versuche aber den Nacken dabei lang zu lassen.
Atme ruhig und gleichmäßig, lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Beobachte wie dein Körper reagiert.
Achtsam und langsam löse auf: drücke Schienbein und Fußspann in den Boden und hebe dein Herz zuerst wieder langsam nach oben. Richte die Wirbelsäule auf und als letztes hebe den Kopf. Nimm einen Fersensitz ein und spüre nach. Spüre die unglaubliche Energie, die Hitze, die entstanden ist und sich in deinem Körper ausbreitet!
Vielleicht noch ein paar gutgemeinte Ratschläge: ohne vorheriges
Aufwärmen sollte diese fortgeschrittene Asana nicht ausgeführt werden. Außerdem
ist es ratsam, gerade zu Beginn, unter Aufsicht eines Lehrers zu üben. Ich übe
diese Asana außerdem gerne mit einem Yogablock (ein dickes Buch tut es auch)
zwischen den Oberschenkeln, dann während der Haltung den Block fest
zusammendrücken.
HAVE FUN!
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