In den Anfängen meiner Yogapraxis stand ich dem Singen des OMs in der Yogaklasse relativ neutral gegenüber. Es hat mich jetzt nicht weiter gestört, aber ich hätte auch gut darauf verzichten können. Ich wusste, da passiert irgendwas mit Vibration und Schwingung im Körper, aber ansonsten hab ich mich nie weiter mit dem Thema beschäftigt. Generell das Singen ist so eine Sache. Versteht mich nicht falsch, ich liebe das Singen! Ich könnte zu fast jeder Tageszeit singen. Wäre da nicht das Problem mit der Stimme. Ich will jetzt nicht sagen sie ist grauenhaft schlimm, aber ich glaube sie ist auch nicht weit davon entfernt. Hinzu kommt ein tiefsitzendes Trauma aus der Grundschule. Dort wurde ich (fast als einzige) aus dem Chor ausgeschlossen, weil unsere übermotivierte Rektorin meinte ich wäre talentfrei. Tsss… okay, ganz unrecht hatte sie damals nicht, aber gemein fand ich es trotzdem! Und wie man merkt, die Erfahrung hat sich fest in meinem Innersten verwurzelt. Aber genug hiervon, ganz so schlimm ist es nicht.
Jedenfalls tauchte ich mit fortlaufender Yogapraxis immer
mal wieder tiefer ein - in die Yoga Philosophie, in den Hinduismus, in die
Spiritualität und in die Geschichte Indiens. Der Buddhismus hatte mich schon
viele Jahre immer mal wieder begleitet. Daher kannte ich auch das OM als
heilige mantrische Silbe bereits. Faszinierend, dass mit diesen zwei (oder auch
drei) Buchstaben so unfassbar viel Geschichte und Philosophie verbunden ist.
Wirklich eine heilige Silbe. Ach, alleine über das OM könnte seitenweise geschrieben
werden. Thema hier sind ja die Mantren generell. Was ist eigentlich ein Mantra?
Ich versuche es einmal:
Mantren sind heilige Worte oder Verse, geschrieben in der
heiligen Sprache der Götter, nämlich in Sanskrit. Teilweise viele viele tausend
Jahre alt und weitergetragen von dem Meister an seine Schüler. Mantren können
still für sich, z. B. in der Meditation, rezitiert, laut aufgesagt oder
gesungen werden und sind dabei so voller Kraft und Energie, dass sie sich tief
in der Seele verwurzeln. Besungen werden bestimmte oder formlose Gottheiten,
ein besonderer Aspekte einer Gottheit, Energien oder das Leben. Jedes Mantra
hat seine eigene Qualität. Während und nach dem Rezitieren schwingt jede einzelne Silbe
in unserem Körper nach und führt so zu Harmonie zwischen Körper, Geist und
Seele. Eine Art Reinigung findet statt, der Körper und alle Organe werden
energetisiert. Mit diesem Wissen fühlte sich jedes OM erfüllter, magischer und
spürbarer an.
Nochmal eine Yogastunde ohne OM? No way!
Während meiner Yogalehrer Ausbildung durfte ich dann zum
ersten Mal an einem Kirtan teilnehmen. Das Singen von Mantren in der Gruppe,
begleitet von wunderschönen Gitarrenklängen. Klingt nett, ist aber noch viel
mehr als das! Es hat mich vollkommen umgehauen. Ich hatte irgendwann mal in
einem Buch gelesen, dass das Mantren singen schlechte Emotionen wie Wut, Hass
und Trauer aus dem Herzen spülen und mit kraftvollen und schönen Emotionen wie
Liebe und Zuneigung füllen kann. Und genau das hab ich erleben dürfen. Echt
jetzt! Eine Kraft, die fast greifbar im Raum schwebt, eine unglaubliche Energie,
die man regelrecht fühlen kann und die über jede Pore tief ins Herz strahlt.
Tränen fließen, Reinigung findet statt. Wow! Es war wirklich mit einer der
tollsten Momente auf meinem bisherigen Yogaweg. Ähnlich wie diese Momente in
der Praxis, während einer Asana oder in der Meditation, wenn, manchmal nur für
einen klitzekleinen Moment, dieses Gefühl von Klarheit da ist, von bewusstem
Dasein und von Wärme und Liebe. Dieser Moment, den man eigentlich nicht
beschreiben kann, der einem aber liebevoll mitteilt, warum wir eigentlich
praktizieren und warum dieses Yoga
einem so viel mehr als nur ein gutes Körpergefühl gibt. So geht es mir
zumindest.
Und es gibt da ein Mantra, das mich besonders fasziniert.
Stimmt nicht, es gibt ganz viele, die ich toll finde und die mich berühren,
aber dieses eine ist wirklich spannend und berührt mich tief. Das Gayatri
Mantra.
Mit diesem Mantra begrüßen viele Hindus und Buddhisten
täglich die lebensspendende Sonne als Sinnbild der Schöpfung und bitten
zeitgleich um geistige Erleuchtung. Früher war dies nur den höchsten Kasten
vorbehalten, heute zieht es sich durch alle Schichten, durch die ganze Welt. Es
ist die wohl bedeutendste vedische Hymne, die „Mutter der Veden“ und das ist
für mich so unfassbar faszinierend. Morgens höre ich das Mantra ganz oft,
schließe die Augen und stelle mir vor, wie viele Jahrtausende diese Worte schon
überstanden haben, wie sehr wir alle miteinander verbunden sind während die heiligen
Silben des Mantras im Universum schwingen. Auf unterschiedlichen Kontinenten,
Menschen unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen – alle halten sich an die
Kraft und an den Frieden des Mantras und werden somit eins. Ein wunderschöner und
berührender Gedanke! Findet ihr nicht?
Und hier der Text:
oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
tát savitúr váreniyaṃ
bhárgo devásya dhīmahi
dhíyo yó naḥ pracodáyāt
Es gibt so viele
Übersetzungen dieses Mantras und keine trifft es wohl genau. Sinngemäß wird die
Herrlichkeit des Lichts, welche die drei Welten erleuchtet, besungen. Wir
verehren den Glanz und die Gnade, die diesem Licht erstrahlt, die Quelle allen
Seins, die höchste Wahrheit und bitten zeitgleich um Erleuchtung des Geistes.
Die Sonne ist für mich
unfassbarer Energiespender. Eine Kraft,
die spürbar verzaubert und tief ins Herz strahlt. Mich führt dieses Mantra ein
bisschen zurück zum Wesentlichen. Ich finde den Gedanken so zauberhaft, einfach
die Kraft der Sonne, des Lichts, die Quelle allen Seins zu bitten, einem den
Weg zu leiten, Kraft zu spenden und so vielleicht ein Zeichen zu geben, warum
wir alle hier sind.
Ganz viel Liebe an alle so
kurz vor Weihnachten
Namaste
Vanessa
Hallo liebe Vanessa,
AntwortenLöschenich habe schon oft versucht, bei Dir einen Kommentar zu hinterlassen, aber irgendwie hat mein PC zu Hause dies nicht erlaubt. Ich hoffe, jetzt klappts von meinem Liebsten aus. ich freue mich riesig, dass Du zu meinem mantra Abend kommst. Passend dazu habe ich diesen Beitrag über das Singen bei Dir gefunden und freue mich umso mehr. Ganz liebe Grüße
Natascha