Dienstag, 15. Oktober 2013


Der achtgliedrige Pfad oder:  „the way to happiness”

 
Vielleicht hat der ein oder andere schon einmal von dem sogenannten achtgliedrigen Pfad (Ashtanga) gehört (eventuell auch aus dem Buddhismus).
Ein spannendes Thema, über das ich schon oft philosophiert habe! Aber zunächst zu den Anfängen: Die erste überlieferte schriftliche Fixierung erfolgte im Yogasutra von Patanjali, vermutlich aus der Zeit zwischen ca. 200 v. Chr .– 200 n. Chr.

Kurz gesagt sind die hier die acht Stufen des Yoga gemeint, die es zu meistern gilt, um die magische Verbindung zwischen dem menschlichen Leben, der Welt und dem Universum zu erfahren oder auch: der Weg zur Erleuchtung. Für mich sind es Empfehlungen, die wir in unserem täglichen Leben anwenden können und die uns helfen, ein bewussteres und friedvolleres (und folglich zufriedeneres) Leben zu führen. Jeder dieser acht Glieder besteht aus einer Reihe praktischer, konkreter und doch sehr lebensnaher Vorgehens- und Verhaltensempfehlungen, die sich ergänzen und eine Einheit bilden.

Zusammengefasst sind folgende acht Glieder gemeint:

1.    YAMAS – der Umgang mit der Umwelt

2.    NIYAMAS – der Umgang mit sich selbst

3.    ASANAS – der Umgang mit dem Körper

4.    PRANAYAMA – der Umgang mit dem Atem

5.    PRATAYAHARA – der Umgang mit den Sinnen

6.    SAMYAMA – der Umgang mit dem Geist

7.    DHARANA – Konzentration

8.    DHYANA – Meditation

9.    SAMADHI – das Höchste: die innere Freiheit – die Erleuchtung

 
Ich möchte gerne nacheinander jeweils ein Glied ein wenig näher betrachten. Starten wir mit den YAMAS – den Umgang mit der Umwelt. Frei nach dem Motto: wie man es in den Wald hineinschreit, schallt es wieder raus! Gemeint ist hier der rücksichtsvolle und respektvolle Umgang mit allen Wesen dieser Welt.
Eben Yoga auch im Alltag zu leben.


Das erste Prinzip: AHIMSA – Gewaltlosigkeit

Keine Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten zuzulassen, sich dem friedvollen Umgang mit allen Lebewesen täglich neu bewusst zu werden – sowohl in Gedanken, Worten und Taten. Klar, hier liegt auch eine vegane Ernährung nah oder ist die logische Konsequenz, auch wenn ich den kompletten Schritt noch nicht geschafft habe. Aber ich erfreue mich an meinem bisherigen Erfolg: z. B. bewusst und nachhaltig einzukaufen, tierische Lebensmittel stark einzuschränken und täglich aufs Neue zu versuchen, meinen Mitmenschen mit Respekt, Freundlichkeit und Liebe zu begegnen… in Gedanken, Worten und Taten (ganz schön harte Nuss oft!).
 

Das zweite Prinzip: SATYA – Wahrheit

Aber auch: Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Treue und Loyalität. Wobei es hier wohl zu Überschneidungen mit Ahimsa kommen kann. Deswegen ist es manchmal oft besser zu schweigen. Nämlich dann, wenn die Wahrheit andere verletzen könnte und zu keinerlei Veränderung führt. Ehrlichkeit bedeutet aber auch, sich selbst nicht zu belügen, bewusst mit Worten umzugehen und zu seinen Fehlern zu stehen.
 

Das dritte Prinzip: ASTEYA – Nichtstehlen

Gemeint ist zwar auch das allbekannte Stehlen im Supermarkt, aber genauso sich nicht mit fremden Federn zu schmücken und geistiges Eigentum anderer nicht als das eigene auszugeben. Weitreichender gedacht kann man hier sicher auch ein „Zurückstecken für Andere“ meinen. Wenn wir z. B. nicht nur an uns denken und bspw. mal einem Anderen das letzte Stück super leckeren Käsekuchen überlassen.

 
Das vierte Prinzip: BRAHMACHARYA – Selbstbeherrschung

Ui! Jetzt wird’s brenzlig! Und schwierig… gemeint ist die Enthaltsamkeit. Jetzt schreien wahrscheinlich viele auf, aber Momentchen mal! Für einen Entsagten heißt Brahmacharya sicher die vollständige sexuelle Enthaltsamkeit, für mich heißt es aber eher seinen Lebenswandel manchmal noch einmal zu überdenken – auf jegliche Suchtmittel bezogen, den Geist so klar wie möglich zu halten, aber sicher auch Treue in einer Partnerschaft oder als Single der bewusste Umgang mit Sexualpartnern.
 

Das fünfte Prinzip: APARIGRAHA – Nichtannehmen von Geschenken

Und weiter geht der Aufschrei! J  
Aber auch hier ist ein tieferer Blick durchaus spannend! „Parigraha“ ist das Begehren, die Gier, Objekte zu besitzen und sich ihrer zu erfreuen, „Aparigraha“ ist das Gegenteil: die Abwesenheit des Verlangens zu Besitzen.
Na klar, den neuen Wintermantel brauchte ich UNBEDINGT und er hat mich doch so glücklich gemacht, aber manchmal lohnt es sich tatsächlich sich noch einmal zu fragen: hab ich nicht doch genug davon? Entsteht durch das Annehmen des Geschenks vielleicht doch irgendeine Verpflichtung, die ich nicht möchte?
Und überhaupt: wer schon einmal länger als 4 Wochen gereist ist und aus einem Rucksack leben musste, der weiß zu gut wie befreiend sich „Besitz minimieren“ anfühlen kann…

 
Zusammengefasst klingt alles vielleicht (theoretisch) gar nicht so schwer, in der Umsetzung erfordert es allerdings tägliche Disziplin. Ich denke, wenn man die Yamas nicht als dogmatische Regeln ansieht, sondern sie als Inspiration für das tägliche Leben sieht, kann ganz viel passieren. Vielleicht nutzt ihr die einzelnen Yamas auch einmal als Intention für Eure Yoga Praxis. Mich beflügelt es sehr!




Lokah samastah sukhino bhavantu
Mögen alle Lebewesen glücklich und frei sein.
Mögen meine Gedanken, Worte und Taten dazu beitragen



 

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